jhasödhf sdfh sdjkfh skdjhfkdfh

Gelegentlich geraten Dinge an die Öffentlichkeit, die nicht für sie gedacht waren. Etwa dann, wenn ein Blindtext, der lediglich eine Orientierung im Layout einer Zeitung geben soll, versehentlich gedruckt wird. Wenn etwa als Zwischentitel, der zwei Absätze optisch voneinander abhebt, „Ich bin ein Zwitti“ verwendet wird, kann man von einem Versäumnis des Autors ausgehen. Dem gleichen Phänomen begegnet man beim Lesen eines Textes à la „Lorem ipsum dolor sit amet, consectetur, adipisci velit“ – dieser pseudolateinische Text wird häufig als Platzhalter verwendet. Und gelegentlich schaffen es auch Teile von ihm versehentlich in den Druck.

Das bekannteste derartige Kürzel lautet übrigens „asdf“ – das entspricht den ersten vier Tasten in der mittleren Reihe einer „qwertz“-Computertastatur (und „qwertz“ wiederum ist das in Mittel- und Osteuropa verbreitete Schreibmaschinentastaturlayout, während es in der amerikanischen Auslegung „qwerty“ heißt). Findet sich besagtes Kürzel in einem Text wieder, handelt es sich in den seltensten Fällen um ein Akronym der Alabama State Defense Force, sondern eher um ein schnell mit der linken Hand dahingetipptes Irgendwas, das danach einfach übersehen wurde.

Nicht anders sollte man wohl auch eine Aussendung interpretieren, die die ÖVP Kärnten vor einigen Tagen der Öffentlichkeit anheimfallen ließ. Zumindest ist anzunehmen, dass der Titel „jhasödhf sdfh sdjkfh skdjhfkdfh“ kein subtiler Protest gegen zweisprachige Ortstafeln war. Interessant ist allerdings, welche Verrenkungen man auf der Tastatur machen muss, um im Lauftext Wortungetüme wie „nasköjlfjas älifuweosi fhkjfnaösjklfh“ zu fabrizieren. Wer weiß, vielleicht verbergen sich dahinter doch spannende Gedanken, deren Abstraktionsgrad die Leser auf den ersten Blick allerdings einfach überfordert. Übrigens, „asdf“ ist neben „1234“ eines der beliebtesten Passwörter.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 11.07.2011)

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Ein Türke für die Neustiftgasse

Irgendwo in der Bipolarität zwischen dem allumfassenden Supermarkt und dem auf eine einzige Produktgruppe spezialisierten Einzelhandelsunternehmen gibt es ihn. Den Shop, der heute jenen Platz einnimmt, den früher der – mittlerweile weitgehend ausgestorbene – Greißler eingenommen hat. Zu erkennen ist er vor allem am sprachlichen Umgang mit ihm. Denn egal, was man bei ihm erstehen möchte, ob Obst, Wurst, Gebäck oder Süßigkeiten – man wird das immer „beim Türken“ machen. Man fragt nicht, ob man dem Arbeitskollegen etwas vom Bäcker, vom Fleischhauer oder aus dem Gemüseladen mitnehmen soll, sondern vermittelt mit der Herkunftsbezeichnung des Ladenbesitzers gleich das gesamte Sortiment mit: „Brauchst du etwas vom Türken?“

Ein Türke in der Nachbarschaft stillt die latent vorhandene Sehnsucht nach dem Gemischtwarenladen, wie man ihn heute sonst kaum mehr findet. Und abgesehen davon scheinen dort Ladenöffnungszeiten völlig außer Kraft gesetzt. Was – alle rechtlichen oder moralischen Fragen in Richtung Sonntagsöffnung, Ausbeutung von Mitarbeitern und dergleichen einmal hintangestellt – auch den immensen Vorteil hat, dass man zu so gut wie jeder Zeit das bekommt, was in der Küche gerade nicht vorrätig ist. Ja, das ist ein persönliches Outing als Spontaneinkäufer, der vor dem Samstag keinen Plan macht, wie man über das Wochenende über die Runden kommt. Allerdings: Das Privileg, einen Türken in nächster Nähe verfügbar zu haben, hat man nicht überall. Und spätabends wegen eines Fladenbrots und einer Packung Ziegenkäse bis zum Brunnenmarkt fahren zu müssen, entspricht nicht dem Naturell des Spontaneinkäufers. Daher eine kleine Bitte: Könnte nicht irgendwo Ecke Neustiftgasse/Kirchengasse ein Türke aufsperren? Tesekkür ederim!

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 04.07.2011)