Der Herbst ist die unsinnigste Jahreszeit
24. September 2018 Hinterlasse einen Kommentar
Übergangsjacke, Schal und Tee: die wichtigsten Argumente für ein bisschen Herbstbashing.
So, jetzt ist er wirklich da. Nachdem ihn die Übergangsapologeten schon mitten im Sommer herbeigeschrieben haben („Herbst zeigt sich sommerlich“ war schon Anfang September zu lesen), lässt er sich jetzt nicht mehr wegdiskutieren. Diskutieren kann man dafür sehr schön darüber, wie gut man den Herbst findet. Es ist ja en vogue, ihn für die schönste aller Jahreszeiten zu halten – endlich nicht mehr so heiß, die vielen bunten Blätter, stimmungsvolles Licht, Kürbisse, Kastanien, Weinlese, ohne schlechtes Gewissen auf der Couch Netflix schauen und so weiter. Man kann aber auch den Spielverderber machen – und hat dafür ziemlich gute Argumente. Falls Sie welche brauchen: Im Herbst geht es nur bergab. Die Tage werden kürzer und kürzer. Die Schatten länger und länger. Und als Angebot am Ende winkt nur der Winter. Der enthält zumindest die Hoffnung, dass es wieder besser wird – immerhin werden um den Winterbeginn die Tage langsam (ja, sehr langsam) wieder länger. Nicht einmal das kann der Herbst.
Er ist eine Jahreszeit, der die Vollständigkeit fehlt, nicht umsonst wird er gern mit dem Attribut des Übergangs versehen – inklusive Übergangsjacke, die die Übergangszeitverkühlung dann doch nie verhindern kann, woraufhin man mit Übergangsuntergangsstimmung im Bett liegen und heißen Tee in kleinen Schlucken trinken muss. Er ist das Ende der Unbeschwertheit, im T-Shirt auf die Straße gehen zu können. Plötzlich muss man vor dem Kleiderschrank mitdenken, seine Arme verhüllen und sich erinnern, wie man einen Schal um den Hals wickelt. Und er ist die Jahreszeit, in der man an die Vergänglichkeit erinnert wird. Er ist wie das erste graue Haar im Spiegel. Er ist so . . . erwachsen.
Falls die EU-Kommission also irgendwann über die Abschaffung des Herbsts abstimmen lassen sollte, dann – ach was, irgendwie ist der Herbst eh ganz okay.