Sri Lanka, „Nein, Danke“ und die Mariahilfer Straße

„Annoying“ sei es, sagte der britische Tourist. Wir stimmten ihm mit einem Kopfnicken zu und ignorierten, so wie er, den Mann am Straßenrand, der uns winkte und etwas Unverständliches zurief. Was würde er uns wohl wieder andrehen wollen, scherzten wir. Einen neunzig Zentimeter hohen Holzelefanten? Ein paarmal rief uns der Mann noch nach, dann gab er auf. Da hatte der Brite recht, es war wirklich ärgerlich hier auf Sri Lanka. Ständig wird man von Einheimischen angesprochen, die etwas verkaufen wollen. Freundlich sind sie ja. Aber spätestens nach dem Smalltalk à la „First time Sri Lanka?“ und „Where are you from?“ kommt schon das Angebot für ein Hotel, ein Taxi oder eine Rundfahrt.

Ein Urlaub in Sri Lanka läuft ähnlich ab wie ein Besuch auf der vorweihnachtlichen Mariahilfer Straße: „Nein, Danke“ wird zum gemurmelten Mantra – in Wien gegenüber den Greenpeace-Spendensammlern, in Sri Lanka gegenüber so ziemlich allen Einheimischen. Wie auch immer, müde von der langen Wanderung – wir hatten eine steile Bergfestung zu Fuß erklommen und einen ebenso mühseligen Abstieg bewältigt – kamen wir zum Ausgang des Naturparks. Doch der Fahrer, der uns mit dem Taxi abholen sollte, war nicht hier. Natürlich nicht, sagte der freundliche Mann beim Tor. Die Parkplätze seien auf der anderen Seite des Geländes. Etwa noch einmal 20 Minuten Fußmarsch durch die Hitze zurück. Warum wir denn nicht schon in der Anlage selbst auf den Weg zum Parkplatz abgebogen seien, fragte er noch. Die richtige Abzweigung zu finden, sei nämlich gar nicht so schwer. Ein Kollege von ihm stehe ohnehin am Straßenrand und rufe den Touristen zu, dass sie hier abbiegen sollten.

Manche Kolumnen haben am Ende eine „Moral von der Geschichte“. Ich glaube, das lassen wir diesmal einfach bleiben.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.12.2011)

(c) Erich Kocina

Irgendwo in Sigiriya, Sri Lanka

Werbung

Das war nicht sehr nett von Ihnen, Herr Taxifahrer!

Selbst ein guter Reiseführer kann nicht alle Eventualitäten beinhalten, die einem widerfahren können. Das ist gut so, so wie es auch umgekehrt gut ist, wenn man nicht alles erlebt, was im Abschnitt „dangers and annoyances“ aufgelistet sind. In einem Indien-Führer kann man sich etwa über Krankheiten informieren, deren Namen man kaum aussprechen kann. In einem Israel-Guide wird man vor Ausflügen in den Gazastreifen gewarnt. Und in einem gedruckten Reisebegleiter für Sri Lanka wird man auf die – vergleichsweise harmlose – Gefahr aufmerksam gemacht, dass man als Auswärtiger grundsätzlich ein Vielfaches des Einheimischenpreises bezahlen muss.

Etwa bei den Taxis auf dem Flughafen. Hier bestehe die Gefahr, dass man – vom Flug ermüdet – übers Ohr gehauen wird. Vom Bandaranaike International Airport sollten es 2500 Rupien sein, um nach Mount Lavinia zu gelangen, den kleinen Badeort zwölf Kilometer südlich der Hauptstadt Colombo. Nach einigem Verhandeln war der Deal perfekt, der Fahrer würde uns an der Busstation von Mount Lavinia aussetzen. So fuhren wir los, freuten uns auf eine Dusche, und nach einer halben Stunde ließ uns der freundliche Fahrer vor einer Busstation raus. „Mount Lavinia?“ „Yes, Yes!“ Und weg war er. Bisschen viel los für einen Badeort, dachten wir, als wir uns auf die Suche nach unserem Hotel machten. Und seltsam, der Weg von der Busstation zum Hotel sah auf dem Plan doch viel kürzer aus . . . Der Polizist, dem wir den Plan von Mount Lavinia schließlich vor die Nase hielten und auf unser Hotel zeigten, war sehr freundlich. Er winkte ein Tuk Tuk heran, eines dieser dreirädrigen Taxigefährte, setzte uns und unsere Rucksäcke hinein und schickte uns auf den Weg – etwa zwölf Kilometer weiter südlich. Nach Mount Lavinia eben. Der Taxifahrer hatte uns mitten in Colombo aussteigen lassen. An irgendeiner Busstation . . . Vielleicht hätte ich ihm kein Trinkgeld geben sollen.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 19.09.2011)