Die Kunst, Nein zu sagen, ohne dabei Nein zu sagen
8. Oktober 2018 Hinterlasse einen Kommentar
Als Österreicher hat man Übung darin, Ablehnung besonders nett zu verklausulieren.
Geradlinigkeit gehört eher nicht zum genetischen Code des Österreichischen. Eine negative Antwort wird hierzulande gerne variantenreich umschrieben. „Es geht schon“ als Antwort, wenn einem Hilfe angeboten wird, „das ist schon in Ordnung“, wenn man gefragt wird, ob einen etwas stört oder „die hab‘ ich leider schon“, wenn der Verkäufer der Obdachlosenzeitung vor einem steht. Wobei Sätze wie „es war wirklich ausgezeichnet, aber ich kann nicht mehr“ bei der Einladung zum Essen ehrlich gemeint sein können – oder aber verklausuliert ausdrücken, dass man sicher nicht noch eine Portion dieses elendigen Fraßes hinunterzuwürgen gedenke. Das Resultat bleibt dasselbe. Ein beliebter Weg, die Ablehnung positiv zu verpacken, ist ja auch „danke“. Allein, ein paar findige Herausforderer haken da noch nach – „danke, ja oder danke, nein?“ Nun, Bussibär, würde man dann gerne aufklären, es heißt entweder „ja, bitte“ oder „nein, danke“. Ein Dank der Zustimmung kommt in der Regel erst dann, wenn das zweite Tortenstück schon auf den Teller gewuchtet wurde. Vorher bedeutet es ganz einfach „wage es nicht, Elender!“ in sprachlichen Zuckerguss verpackt.
Und selbst, wenn die Zurückweisung, die Ablehnung oder die Verneinung nicht positiv verpackt wird, haben wir viele Varianten, nicht Nein sagen zu müs sen – Gott behüte, auf keinen Fall, keineswegs, bitte nicht, ach woher, ganz und gar nicht, nie und nimmer, ach woher, absolut nicht, das wär ja noch schöner . . . Und dann gibt es da noch dieses wunderschöne Wort, mit dem man dem Gegenüber Ablehnung signalisieren und es gleichzeitig ein bisschen dumm dastehen lassen kann: Papperlapapp! Will man damit das Gerede des Gesprächspartners als nutzloses Geschwätz zurückweisen, sollte man allerdings auch wirklich im Recht sein. Ansonsten gilt nämlich: Lieber nicht!