Die Kunst, Ja zu sagen, ohne dabei Ja zu sagen
15. Oktober 2018 Hinterlasse einen Kommentar
Sind wir d’accord, dass ein schnödes Ja oft zu wenig ist? In Gottes Namen, dann reden wir halt darüber.
Ein Nein fällt oft schwer, weil man das Gegenüber nicht enttäuschen, mit der Ablehnung keine schlechten Gefühle aufkommen lassen will. Darum verklausuliert man es gern. Bei der Zustimmung ist das anders. Da wirkt das schnöde Ja oft ein wenig, sagen wir, nüchtern. Und man möchte es ein bisschen aufpeppen. Darum sagt der Kellner auf die Frage, ob man noch ein Bier haben kann, eben: „Gerne.“ Darum kommt von der Kollegin, die man fragt, ob sie einen Artikel schon fertig hat, ein „Na freilich“. Und wenn beim Familienessen nach einem Nachschlag gefragt wird, ein „Natürlich“. Gerade bei der begeisterten Zustimmung à la „mit Vergnügen“ gibt es einen riesigen Schatz an Varianten, die man einem simplen Ja vorziehen kann. „Aber so was von“, „aber jede Wette“ oder „darauf kannst du einen lassen“, zum Beispiel. Die Polyglotten unter uns greifen auch gern zum „Surely“ – gelegentlich ironisch wie ein Spitzname von Georg ausgesprochen, was man allerdings mit Vorsicht genießen sollte. So wie auch „sichel“ als Variante von „sicherlich“ mittlerweile einen gewissen Bart hat.
Wer es bürokratisch und emotionslos mag, kommt mit „Das ist korrekt“ durch, wer militärische Vergangenheit hat, kennt die Doppeldeutigkeit von „Jawohl“ („Und sagen Sie nicht ständig Jawohl, das bedeutet ,Leck mich am Arsch‘!“ „Jawohl!“), „d’accord“ geht meistens und „okay“ ist sowieso überall einsetzbar. Besonders interessant sind aber vor allem die Jas, die optisch quasi mit einem Augenrollen verbunden sind – „von mir aus“, „wie du meinst“, „meinetwegen“, „ist schon recht“ oder „in Gottes Namen“, zum Beispiel. In Wirklichkeit ist es also gar keine allzu große Kunst, passende Begriffe für ein allzu banales Ja zu finden. Wobei das in manchen Situationen durchaus seine Funktion ausreichend erfüllt: „Willst du mich heiraten?“ „Passt schon . . .“