Differenzieren Sie bitte ein Pfluftl
12. April 2010 Hinterlasse einen Kommentar
Kennen Sie das erwartungsvolle Gesicht, das jemand aufsetzt, nachdem er einen Witz erzählt hat? Und das peinliche Gefühl der Beklemmung auf der anderen Seite, weil man den Witz so ganz und gar nicht lustig findet? Gut, dann stellen Sie sich genau darauf ein, während ich erzähle, wie ich zuletzt in diese Situation gekommen bin. Es fing ganz harmlos in einem Café in der Siebensterngasse an: Treffen sich eine Funktion und ein Differenzialoperator im Hyperraum. Sagt der Differenzialoperator: „Haha, ich differenzier dich weg!“ Sagt die Funktion: „Haha, ich bin e hoch x!“ Lacht der Differenzialoperator: „Haha, aber ich bin d nach d y!“
Mein Gegenüber, eine begeisterte Mathematikerin, setzte genau das oben beschriebene Gesicht auf, während meine Ganglien zwischen der Entscheidung zu höflichem Lächeln oder ahnungslosem Schulterzucken oszillierten. Wie auch immer, ich ließ mir den unter Mathematikern angeblich sehr beliebten Witz erklären – der klassische Todesstoß jeglicher Komik. „Also, differenziert man e (die Euler’sche Zahl, übrigens eine irrationale und sogar transzendente reelle Zahl) hoch x, kommt wieder e hoch x heraus. Allerdings nur dann, wenn man auch nach x differen ziert – tut man das nach y, verschwindet die Funktion. Ist das nicht total lustig?“ Ach so, ja, sehr lustig.
Aber meine Rache dafür sollte furchtbar sein. Denn man muss kein Mathematiker sein, um schlechte Witze zu erzählen. „Weißt du“, fragte ich, „warum die Pferdln Pferdln heißen?“ Nein, keine Ahnung. „Na, weil sie auf der Erde leben. Würden sie in der Luft leben, wären sie ja Pfluftln!“ Und nun stellen Sie sich bitte mein erwartungsvolles Gesicht vor. Denn, seien wir uns ehrlich, der ist doch um Welten besser.