Vom Staubsaugerroboter aus der Wohnung geworfen

Auf der Beliebtheitsskala der Hausarbeiten belegt das Staubsaugen einen Platz im Mittelfeld. Ganz oben findet sich das Wäschewaschen, das ja ohnehin eine Maschine erledigt. Am untersten Ende rangiert das Bettenüberziehen – warum gibt es dafür eigentlich keine Maschine? Manuelles Geschirrabwaschen hat fast schon etwas Meditatives, ist also ganz o.k. Und Fensterputzen lässt sich ohnehin bequem über Monate hinweg aufschieben – im Winter ist es sinnlos, und sobald es wärmer wird, sind die Fenster ja sowieso offen. Beim Staubsaugen muss man ein wenig differenzieren. Denn einerseits macht es schon Spaß, mit dem beutellosen Hochleistungsgerät wie ein Kammerjäger Staubfusel zu jagen. Andererseits ist es mühsam, um all die Zeitungen, Kleidungsstücke und den sonstigen Tand auf dem Parkettboden herumzusaugen – oder die verstreuten Bodenschätze gar aufzuheben.

Letzteres ist es aber auch, der die Anschaffung eines Staubsaugerroboters nicht wahnsinnig attraktiv macht. Denn so verlockend der Gedanke auch ist, dass der kleine Roboter, während man gar nicht daheim ist, selbstständig den Boden reinigt – man muss ihm dafür schon eine aufgeräumte Wohnung hinterlassen. Schließlich reinigt ein solches Ding nur freie Flächen, Zeitungen aufheben kann es nicht. Und es gibt noch einen Grund, sich keine Roboter für den Boden zuzulegen: Sie sind hinterlistig.

Noch heute wird der Kollege blass, wenn er erzählt, wie er einmal nur kurz vor die Tür ging. Im selben Moment rauschte der Staubsaugerroboter an, ein dumpfes Geräusch ertönte – und die Tür fiel ins Schloss. Immerhin, der Kollege trug nicht nur Unterwäsche. Und irgendwo in seiner Hosentasche hatte er auch den Schlüssel eingesteckt. Halb so schlimm, also. Und trotzdem, irgendwie hat man den Eindruck, dass er seit damals häufiger schlecht träumt… Gibt es eigentlich einen Begriff für die Angst vor Haushaltsgeräten?

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 16.01.2012)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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