Leute, die beim Essen „hm“ sagen
10. März 2014 Hinterlasse einen Kommentar
Gut, ein wenig wird der Redefluss auf ganz natürliche Weise gestoppt, denn mit einem Löffel im Mund oder beim Kauen fällt es ohnehin schwer, etwas Verständliches von sich zu geben. („Mit vollem Mund spricht man nicht“ hat ja doch etwas für sich.) Allerdings gibt es doch eine Äußerung, die in solchen Momenten immer wieder zu hören ist. Das „hm“. Nein, damit ist nicht das genüssliche „mmh“ gemeint, zu dem man als Kind gleichzeitig mit der flachen Hand Kreise über den Bauch gezogen hat. Auch nicht das zustimmende „mhm“, das man am Telefon verwendet, um dem Gegenüber zu signalisieren, dass man noch da ist und zuhört. Sondern einfach nur ein kurzes, mit vollem Mund gemurmeltes „hm“.
Das wiederum hat die Funktion, sich in Gesprächsposition zu bringen. Den anderen am Tisch zu signalisieren, dass man, sobald man einen Bissen geschluckt hat, etwas zu sagen gedenkt. Was je nach Kauintensität durchaus eine längere Zeit dauern kann. Ist dieses „hm“ aber einmal ausgesprochen, hat man die Gesprächssituation eingeloggt. Soll heißen, für alle anderen am Tisch bedeutet das Redeverbot. Schließlich unterbricht man jemanden, der gerade zum Reden angesetzt hat, nicht. Und so sitzt die Gesellschaft, blickt gebannt auf den „Hm“-Sager und wartet. High Noon am Mittagstisch, sozusagen. Nur hoffentlich hat man dann auch etwas Sinnvolles zu sagen. Vielleicht so etwas wie: „Beim Essen spricht man nicht.“