Brennstab zum Frühstück und arrogantes Gemüse
30. Mai 2016 Hinterlasse einen Kommentar
Stanniolpapier wird zu Konfetti, Eierschale bricht wie ein Deckenfresko – und womit kämpfen Sie so?
Ihre Probleme möchte ich haben, werden Sie jetzt sagen. Gern, bitte sehr. Könnten Sie dann bitte das Stanniolpapier von der Mozartkugel pulen! Hat die nämlich schon einen kleinen Fettreif gebildet (Sie kennen das, diesen weißen Film auf der Oberfläche), weil sie ein bisschen zu lange im Küchenregal gelegen ist, reißt die Folie und bleibt in Hunderttausend kleinen Konfettistückchen auf der Schokolade kleben. Immerhin macht man sich die Finger dabei nur fettig und verbrennt sie sich nicht – so wie mit dem weichen Ei im Kaffeehaus. Das wird offenbar in einem eigens ausgebrochenen Vulkan in der Küche zubereitet. Und nachdem es aus der Lava gefischt wurde, hält es niemand für nötig, es mit kaltem Wasser abzuschrecken. Klar, dass die Schale dann wie ein brüchiges Deckenfresko mühsam Stück für Stück abgetragen werden muss. Unter Schmerzen, weil die Finger schon Blasen werfen. Profitipp: Das Glas Wasser zum Frühstückskaffee kann als Abklingbecken genutzt werden. Beginnt es zu blubbern oder verdampft das Wasser, hat man Ihnen statt des Eis versehentlich einen Brennstab serviert.
Wenn wir gerade beim Essen sind: Finden Sie nicht auch, dass Romanesco das arroganteste unter den Gemüsen ist? Mit diesen feinen Türmchen, diesen fraktalen Strukturen liegt er im Regal und kommt sich unglaublich gut vor. He, schaut her, ich bin viel cooler als der schnöde Karfiol. Yeah, Baby, wie findet ihr meine Fibonacci-Spiralen? Am liebsten würde man ihn gleich in das blubbernde Glas mit dem Ei werfen – falls Sie ihn ins Kaffeehaus mitgenommen haben, natürlich. Dazu lässt man sich Senf im Portionsbeutel bringen, an dessen Sollreißstelle (gibt es das Wort?) „Hier öffnen“ steht. Und an der man so lange herumreißt, bis der Ober mit mitleidigem Blick eine Schere bringt. Und, noch immer sicher, dass Sie meine Probleme haben wollen?