Ich lass dir den Kochtopf. . .
6. Dezember 2006 Hinterlasse einen Kommentar
Frauenfeindlichkeit scheint in einigen Musikstilen ja fast systemimmanent zu sein. Man denke an Gangsta Rap, wo kaum geschürzte Damen zwischen Autos herumtollen, während ein Rapper sein testosterongetränktes Frauenbild in die Welt hinausposaunt. Oder wir erinnern uns an „Pleasure Slave“ von Manowar, die bei ihren Konzerten gerne Damen aus dem Publikum auf die Bühne holen, um ihnen ihre Wertschätzung zu erweisen – nachdem sie vor der grölenden Meute ihre Brüste entblößt haben. Aber, liebe Sittenwächter, es gibt auch auf den ersten Blick weniger verdächtige Künstler, die bei so mancher Frau die Grausbirnen wachsen lassen – wenn auch die Ausbeutung etwas anders aussieht.
Denken wir zum Beispiel an Peter Alexander: „Ich lass dir den Kochtopf, lass du mir mein Bier“ ist ein Paradebeispiel für ein Frauenbild, das heute maximal zum Schmunzeln verleitet. Aber zugegeben, das mag in den Siebziger Jahren noch opportun gewesen sein. Oder wir nehmen uns einmal Horst Chmela zur Brust. „Mama bring a Bier, sonst kriegst die gelbe Kartn“ heißt eines seiner Lieder, bei dem die Schenkel nur so geklopft werden. Über die Texte der „Hinichen“, die heute im Planet Music (20, Adalbert Stifter Str. 73; 20 Uhr) auftreten, wollen wir erst gar keine Worte verlieren. Da bietet sich eher ein Besuch im Institut für Wissenschaft und Kunst (9, Bergg. 17; 18.30 Uhr) an, wo es heute um „Geschlechterritualisierung in Spielfilmen mit Wissenschaftsthemen“ geht. Obwohl, so sexy klingt das dann auch wieder nicht. . .
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 06.12.2006)