Gott speichert die Königin
2. Januar 2007 Hinterlasse einen Kommentar
„Sie Dose!“ Vermutlich würden Sie etwas irritiert reagieren, würde Sie jemand auf diese Weise ansprechen. Dass es sich dabei um einen Werbeslogan für eine Kamera handeln könnte und im Original „You can“ lautet, ist da gar nicht so leicht zu eruieren. Vermutlich würden Sie sich auch wundern, wenn auf Ihrem Mobiltelefon der Slogan „Anschließende Leute“ (Connecting People) aufscheint. Oder können Sie sich vorstellen, dass die britische Königin zu einem Empfang in den „Kompensationsschinkenpalast“ (Buckingham Palace) bittet? Erraten, es geht um automatisierte Übersetzungen, wie sie im Internet häufig anzutreffen sind. Per Mail ohnehin weit verbreitet, gibt es nun auch ein gedrucktes Kompendium absurder Übersetzungskunst: „Gott speichert die Königin“ (Hoffmann & Campe, 7,20 €) – richtig erkannt, die britische Nationalhymne – von Ute Brammertz vereint Stilblüten aus Musik, Film und Sprichwörtern in einem Buch, das sich hervorragend zur schnellen Lektüre zwischendurch, etwa am Abort, eignet.
Man glaubt gar nicht, welch kreative Energie man aus Filmtiteln wie „Das Felsige Grausigkeit-Abbildung Erscheinen“ (The Rocky Horror Picture Show) beziehen kann. Und selbst vor Shakespeare kapitulieren Übersetzungsmaschinen: „Der erste Teil von King Henry dem Viertel“, noch Fragen? Aber Vorsicht, lassen Sie solche Blödheiten nicht zu stark in Ihre Alltagssprache einfließen. Man glaubt gar nicht, wie schnell man sich das angewöhnt. Gut, das war’s für heute, thank you very many.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 02.01.2007)