Gut Ding braucht Langeweile
9. Januar 2007 Hinterlasse einen Kommentar
Wenn im Zusammenhang mit einer Spendenaktion für Opfer der Tsunami-Katastrophe von einer „Welle der Hilfsbereitschaft“ gesprochen wird, ist das eigentlich nicht wirklich lustig. Wenn allerdings vom eingefleischten Vegetarier die Rede ist oder vom militanten Pazifisten, dann hat das doch einen gewissen komödiantischen Aspekt. Denn im Grunde lieben wir ja das Verdrehte und Wirre – und davon möglichst gleich eine geballte Ladung. Eine solche, an der sich Feinspitze der Stilblüte erfreuen dürften, steht unter dem Titel „Der Wurm ist drin“ unter www.the-treehouse.org/vororterocker zum Download im Web. Hier werden Sprichwörter musikalisch durch den Fleischwolf gedreht, vom „Platzhirsch im Karpfenteich“ über das „dritte Rad am Steuer“ bis zum Klassiker „gut Ding braucht Langeweile“ – das alles eingepackt in netten Gitarrenrock und noch dazu kostenlos. Daumen hoch!
Wer sich lieber literarischen Stilblüten widmet, sollte sich den dritten Band von Bastian Sicks „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ zu Gemüte führen. Der Sprachpolizist liefert wie gewohnt skurrile Fehlleistungen der deutschen Sprache, unter anderem widmet er sich diesmal den Namen von Friseursalons – von „Kopfgärtner“ bis zu „My Hair Lady“. Mit GMBHaar (www.gmbhaar.at) hat es sogar ein Salon aus Wien in das Kompendium des sprachlich fragwürdigen Einfallsreichtums geschafft. Aber das wird die Betreiber vermutlich gar nicht stören, denn wer den Schaden hat, kommt bekanntlich selten allein. Oder so.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 09.01.2007)