Ein Blattsalat mit Makel
18. August 2008 Hinterlasse einen Kommentar
Neulich hatte ich einen seltsamen Traum. Ich saß in einem China-Restaurant meiner Wahl, blätterte in der lachsrosa Speisekarte und stieß plötzlich auf ein Gericht, das ich hier nicht vermutet hätte: Blattsalat, so die Beschreibung. Klingt interessant, dachte ich und orderte sofort die exotisch klingende Speise. Doch was dann auf dem Teller landete, entsprach so ganz und gar nicht dem, was ich erwartet hatte: Denn mitten auf dem eigentlich recht appetitlich angerichteten Salat saß ein Makel und grinste mich an. „Ja, wer bist denn du?“, fragte ich den kleinen Kerl. Und der antwortete: „Ich bin ein Makel.“ „Oh, du Armer, so ganz allein“, sagte ich zu ihm, „gibt es denn noch mehr von deiner Sorte?“
„Ja, es gibt viele Makel“, antwortete er, „du kannst uns immer und überall finden.“ Und tatsächlich, plötzlich krochen viele kleine Makel den Tisch herauf und postierten sich um den Blattsalat. Sie alle hatten unglaublich traurige Augen. „Warum weint ihr?“, fragte ich. Da antworteten sie, dass es sie so fertig machen würde, dass sie in Singular und Plural gleich ausgesprochen würden. Ein Makel, viele Makel – kein „n“ am Ende, das ihre Zahl aufzeigt. Kein Wunder, dass die Makel so fertig waren.
Doch da, plötzlich, erhellte sich das Restaurant. Und ein Zauberer mit langem weißen Bart trat ein. „Oh, ihr Makel“, rief er aus, richtete seinen Zauberstab auf die kleinen Kerlchen und sprach: „Ihr, die ihr ohne Pluralendung leben müsst, sollt nicht länger leiden! Ab nun sollt ihr zumindest im Dativ der Mehrzahl ein ,n‘ am Ende tragen dürfen. Wie auch der Schlüssel.“ Da freuten sie sich. Und eine ganze Anzahl von Makeln (mit „n“) zog mit breitem Grinsen von dannen.
Als ich erwachte, lag ein lachsrosa Zettel vor mir – eine Einladung zum Chinesen. Auf eine „knuspriger Ente“ für „knusprige Journalist“. Also, verstehen Sie das?