„Zweite Kassa, bitte“ war gestern
2. Dezember 2013 Hinterlasse einen Kommentar
Es ist eine jener Redewendungen, die tief in der ostösterreichischen DNA stecken: das panikartige „Steigen Sie aus?“ in der U-Bahn, um einer Person schon Minuten vor dem Erreichen der gewünschten Ausstiegsstelle mitzuteilen, dass man große Angst hat, nicht an ihr zur offenen Tür vorbeizukommen. Es ist aber bei Weitem nicht die einzige Phrase, die man in Wien offenbar mit der Muttermilch in die Großhirnrinde tätowiert bekommt. Es gibt da auch das „Erlauben, bitte“, um im Weg stehenden Personen seine Gegenwart zu vergegenwärtigen. Es gibt das „Tschuign“, mit dem man Servierpersonal, das man nicht mit „Fräulein“ oder „Herr Ober“ ansprechen möchte, einen kurzen Moment der Aufmerksamkeit abringt. Es gibt das „Kömma da nicht was machen?“ als verklausulierte Bitte um Rabatt im Einzelhandel. Und es gibt in Supermärkten das beliebte „Zweite Kassa, bitte!“
Gerade letztere Redewendung bleibt Einkäufern in jüngster Zeit allerdings häufig im Halse stecken. Denn allzu oft findet sich im Drogeriemarkt oder beim Diskonter gar keine besetzte Kasse mehr. Und hat sich dann doch noch nach einiger Wartezeit jemand erbarmt, die Waren über das Lesegerät zu ziehen, ist man zumindest nicht allzu lange in Gesellschaft. Denn zunehmend verbreitet sich die Sitte, dass die Kassenkraft gar nicht mehr abwartet, bis die Bankomatzahlung („Ich zahle mit Bankomat“ – auch so eine klassische Phrase… man zahlt übrigens gar nicht mit dem Geldautomaten, sondern maximal mit der Bankomatkarte!) beendet ist. Kaum setzt man an, die Karte in den dafür vorgesehenen Schlitz zu stecken, türmt die Kassenkraft schon wieder, um – diversen Personaleinsparungen sei Dank – noch ein paar andere Dinge im Geschäft zu erledigen. Immerhin bekommt der Kunde, bevor er seinen PIN-Code eintippt, noch einen hübschen Satz vom weglaufenden Mitarbeiter zugerufen: „Das Zetterl können Sie sich selber abreißen!“ Hübsche Redewendung, das. Hat das Zeug zum Klassiker.