Die Reiter der Apokalypse sind in der Mailbox gelandet
4. Mai 2015 Hinterlasse einen Kommentar
Oh, mein Gott! Wenn der aufgeregte Stil einer Nachricht den Inhalt nur bedingt widerspiegelt.
Die Aneinanderreihung von Vokalen wird gern als Versuch eines Stilmittels eingesetzt. Was in der gesprochenen Sprache noch einigermaßen nachvollziehbar ist, etwa um hemmungsloses Entzücken beim Anblick eines jungen Hundes auszudrücken, wirkt im Geschriebenen nicht ganz sooo gut. Und je länger die Monovokalkette, desto dings. Ein „Eriiiiiiiiiiich“ als Anrede in einem Mail trägt nicht dazu bei, den Absender wahnsinnig ernst zu nehmen. In Kombination mit einem „Oh, mein Gott“ (oder der Kurzform omg) wird der Anschein erzeugt, der jüngste Tag stünde unmittelbar bevor. Allein, in der Regel sind die Reiter der Apokalypse noch nicht einmal in den Stall gegangen und liegen die sieben Posaunen noch gut verpackt im Instrumentenkoffer. Dementsprechend muss eine in diesem Stil vorgebrachte Nachricht à la „Ich kann nächsten Donnerstag nicht zum Spieleabend kommen“ enttäuschen. Hauptsache, es ist ein bisschen Adrenalin in die Welt gesetzt worden.
Auch der Versuch, durch die übermäßige Verwendung von Versalien Aufmerksamkeit zu erheischen, geht in der Regel daneben. Ein solches Majuskelmassaker lässt nur vor dem geistigen Auge des Empfängers ein Bild des Absenders als aufgescheuchtes Suppenhuhn entstehen, das unter wildem BOOORK BOOORK BOOOORK durch den Hühnerstall sprintet. Was im SCHLUSSVERKAUF in dicken, roten Lettern auf einem Schild ja noch zumindest ein bisschen nachvollziehbar ist, sollte im Schriftverkehr tunlichst ausbleiben. Bitte! So wie auch eine Mehrfachinterpunktion mit Rufzeichen in der Regel mehr über die Aufgeregtheit des Verfassers aussagt, als die Bedeutung des Inhalts zu betonen. Da steht also der Absender in der Fußgängerzone mit einer Tafel in der Hand – auf ihr ist zu lesen „DAS ENDE IST NAAAAH!!!!!“ O. k., ist schon gut, Nostradamus, es wird sich ein anderer Termin für den Spieleabend finden.