Hältst du bitte mal den Maulaffen feil!

Es gibt Wörter, die wohl zu Recht in den sprachlichen Orkus der Vergessenheit gefallen sind. Weil man eine Wählscheibe auf dem Telefonapparat nicht mehr braucht, zum Beispiel, weil im Zeitalter von mp3 ein Bandsalat doch etwas anachronistisch anmutet und auch der Schallplattenalleinunterhalter etwas verkrampft wirkt. Doch leider scheinen die Wärter des sprachlichen Höllenschlunds einige Kleinode für immer festhalten zu wollen, die sich dieses Schicksal ganz und gar nicht verdient haben.

Wieso etwa darf man sich heute nicht mehr sputen? Warum wird man kaum mehr als Flegel gerügt, wenn man sich ganz und gar nicht wie ein Kavalier verhält? Und weswegen sind die Maulaffen, die früher noch so gerne feilgehalten wurden, längst auf der Liste der ausgestorbenen Wörter gelandet?

„Sapperlot“, möchte man da am liebsten ausrufen, „macht doch keine Fisimatenten!“, und dabei den gar garstigen sprachlichen Höllenwächtern eine ordentliche Maulschelle verpassen, eine Backpfeife – und eine Ohrfeige gleich dazu. Warum zieht ihr nicht lieber Kokolores wie Bergfex, Zuckergoscherl oder Mehlspeistiger, mit denen man immer noch kujoniert wird, in euer Schattenreich? Ach, was würden wir frohlocken, wären wir derlei Flausen entledigt. Und könnten im Gegenzug wieder den Hagestolz beobachten, wie er am Wiener Gürtel einer Kokotte einen Besuch abstattet, uns gemütlich auf der Chaiselongue niederlassen, uns an einer Sättigungsbeilage delektieren, danach zur Tabatiere greifen und uns Gedanken über weiteren sprachlichen Schnickschnack machen.

Aber genug lamentiert, schließlich will ich Sie mit derlei Kalamitäten nicht allzu lange inkommodieren. In diesem Sinne, pardon und adieu!

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 15.03.2010)

Der Heilige Stuhl sitzt die Krise aus

Irgendwann kommt jeder in die Paradigmenwechseljahre – und plötzlich findet man sich voller Begeisterung bei Tätigkeiten wieder, die man Zeit seines bisherigen Lebens als altmodisch, bürgerlich oder was auch immer angekreidet hat. Keine Angst, ich schaue nach wie vor nicht „Tatort“, trage noch immer keine Armbanduhr und halte auch keine wöchentlichen Tarockrunden ab. Doch kürzlich ertappte ich mich dabei, wie ich mich gänzlich ungeniert der Phrase bediente, dass das „damals noch Zeiten“ gewesen wären. Eine Aussage, die ich noch nie leiden konnte, stellt sie doch einen rückwärtsgewandten Lebensentwurf dar, der die Hoffnung auf die Zukunft bereits aufgegeben hat.

Dementsprechend diagnostizierte ich mir sogleich einen spontanen Anfall einer Lebensmittelkrise (nein, Midlife-Crisis sagt man nicht, das ist ein böser Anglizismus!) und beschloss, mir selbst eine Buße aufzuerlegen. Fortan nehme ich Phrasen nur noch in den Mund, wenn sie zumindest eine gewisse Komik aufweisen. Wenn etwa der Vatikan zu wie auch immer gearteten Vorwürfen schweigt, werde ich davon sprechen, dass der Heilige Stuhl den Konflikt aussitzen will. Sperren die USA ein weiteres Konto, von dem aus Terroristen ihren Obulus überwiesen bekamen, werde ich damit titeln, dass die Selbstmordattentäter wohl künftig ihren Sprengstoffgürtel enger schnallen müssen. Sollte ich einmal bei den Weight Watchers anrufen und niemanden erreichen, muss ich wohl annehmen, dass dort einfach niemand abnimmt.

Und wenn ich noch einmal glorifizierend das Wort „damals“ verwende, möge ich mich sofort verschlucken – und auch nicht wieder herauskommen, selbst wenn mir etwas auf den Magen schlägt.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 15.02.2010)

Der Mezzanin auf dem Menuett

Menschen, die Homosäkularität noch immer für eine Krankheit halten, muss man Ravioli bieten.

In jüngster Zeit wird gern gegen Menuette gewettert. Mich stört es ja weniger, wenn der Mezzanin von dort oben nach Billa ruft. Aber anderen scheint da eine gewaltige Maus über den Eber gelaufen zu sein. Ganze Menstruationszüge versammeln sich, um den Bau von Mischehen zu verhindern. Die Polizei muss dann das Gebiet hermeneutisch abriegeln und aufpassen, dass es zu keinem Eclair kommt. Wenn ich das schon sehe, beginnen meine Hybriden zu jucken. Das sind doch genau jene Menschen, die Homosäkularität immer noch für eine Krankheit halten. Solchen Typen muss man einfach die Zehen zeigen und ihren Sprüchen Ravioli bieten. Auch, wenn man nichts von Region hält – ich selbst gehöre ja keiner Konfektion an.

Ja, ein bisschen Zivilcollage wäre wünschenswert. Die würde auch den Schweizern nicht schaden, die jetzt ein bisschen in die Bretagne geraten sind. Ehrlich gesagt halte ich ihre jüngste Entscheidung für ein ziemliches Amokszeugnis. Da sind die Hetzgladiolen wohl ein bisschen aus dem Rudel gelaufen. Aber gut, fürs Erste ist diese Kuh einmal abgefahren. Sollen sie doch selber schauen, wie sie sich jetzt aus der Atmosphäre ziehen. Dabei werden sie ihre Sünden noch abbürsten. Gehen Sie da mit mir kondom?

Würden wir so eine Abstimmung in Österreich machen, wäre aber sicher auch Streit gratiniert. Der blaue Hanswurst in allen Gassen fasst ja Militante auch nicht unbedingt mit Klischeehandschuhen an. Aber sein Aliment, dass Gefahr im Vollzug sei, ist ja wirklich völlig am Harn herbeigezogen. Da würde man am liebsten im Erdbeben versinken. Aber Schwamm beiseite, eines können Sie sich ganz sicher sein – ich werde dieses Thema nicht so schnell ad aorta legen. Ganz genua!

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 07.12.2009)

Und was lesen Sie so?

So mancher mag sich fragen, woher der österreichische Journalist so seine News bezieht. Nun, das hängt von seinem Format ab. Ob er etwa die ganze Woche über sein Spectrum aktiv erweitern möchte, oder ob er einfach darauf wartet, welche neue Post der Kurier heute vorbeibringt. Ich bin ja eher für erstere Variante und nehme mir immer wieder die Zeit, ein wenig nachzuschauen, was sich in der Welt so tut. Doch leider bildet sich, wenn ich in meinem Penthouse Rundschau halte, so manche Furche auf meiner Stirn, wenn ich lesen muss, was Wiener und Wienerin medial so vorgesetzt wird. Zugegeben, die Economy ist zur Zeit nicht besonders gut, aber was sich der eine oder andere Blattmacher in Österreich leistet, das setzt der Niveaulosigkeit ja wirklich die Krone auf. Dass den Lesern da nicht ab und zu ein Hustler entkommt . . .

Nach diesem Seitenblicke aber xpress zurück zum großen Horizont. Nur, wo bleibt hier der neue Stern am Himmel der Medienlandschaft? Etwas, bei dem Playboy und Woman endlich wieder Bravo schreien können? Nein, nichts zu sehen, was man guten Gewissens ins Schaufenster stellen würde. Dem Großteil fehlt einfach das nötige Fleisch. Den Rappelkopf schüttelnd über das fehlende Profil der Medienlandschaft blicke ich dann traurig in den Spiegel und frage mich, was wohl der neueste Trend sein wird, der mein Bild vom Lesen wieder zurechtrückt. Mit Blick auf das Datum scheint das nämlich fällig. Na gut, dann packe ich mir irgendeine kleine Zeitung ein, gehe ins Café und spanne sie dort in den Falter – äh, Halter. Vielleicht bestelle ich mir ein Geschnetzeltes dazu, ein neues Zürcher. Wobei, der Ober im Merkur ist so ein richtiger Faz-ke, also lasse ich es lieber bleiben. Aber eines ist klar, das sollte nicht zum Standard werden.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 16.11.2009)

Laufende Nasen und riechende Füße

Sparen ist eine Lieblingsdisziplin der Österreicher. Doch während der Euro brav aufs Sparbuch getragen wird, kommt niemand auf die Idee, sich dumme Fragen zu sparen. Nehmen wir den Klassiker, der bei frühmorgendlichen Anrufen zu hören ist: „Bist du schon wach?“ Ähnlich sinnvoll gefragt fühlt sich der Nieser mit tränenden Augen, der gerade ein Taschentuch zur schleimigen Kunstaktion gemacht hat – „Hast du einen Schnupfen?“ Das konkrete „Hast du deinen Reisepass (Schwimmreifen, Sonnenschirm, Pilotenschein etc.) eingesteckt?“ kurz vor der Abreise hätte grundsätzlich schon Sinn, doch allzu oft begegnen wir lediglich dem sinnlos-besorgten „Hast du eh nichts vergessen?“

Andere sinnlose Fragen haben zumindest auf der semantischen Ebene einen gewissen Unterhaltungswert. Etwa die Überlegung, ob man mit einem Navigationssystem auch zu sich selbst finden kann. Oder das Rätsel, warum Füße riechen, während Nasen laufen können. Gegenstand so mancher Diskussion ist auch, ob Vegetarier Schmetterlinge im Bauch haben dürfen.

Um Sinnloses von sich zu geben, ist allerdings nicht zwingend ein Fragezeichen vonnöten. Man denke nur an die Zeiten vor der Rufnummernerkennung am Telefon – wie oft stellte sich da der Anrufer mit den zwei bedeutungsschwangeren Worten „Ich bin’s“ vor! Diese Miniphrase hat sich aber auch in Zeiten des Handys noch eine kleine Nische gefunden und verstört regelmäßig bei unangekündigten Besuchen an der Gegensprechanlage.

Und dann gibt es da noch die Frage, die Kinder im Kasperltheater zu begeisterten Jasagern macht – „Seid ihr alle da?“ Nur eine gerne verwendete Phrase ist noch nerviger – soll ich sie Ihnen sagen?

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 10.08.2009)

Und, wie stehen die Akazien?

An und Pfirsich bin ich ja Fortsetzungen gegenüber eher septisch, doch auf die Lauer kann ich den mehrfachen Punsch vieler Laser nicht illustrieren.

Also gut, beschäftigen wir uns heute mit der Zeit, als ich mit einem Open-Air-Mädchen lädiert war. Sie war Griechin und absolvierte gerade ein Auslandssilvester in Wien – ich fand sie gleich zu Beginn sehr symptomatisch. Eines Tages machten wir einen romanischen Ausflug auf den Simmering, mein mit 98 Oktaven vollgetankter Popel glitt lästig die Terpentinen hinauf. Kein Wunder, mit neuen Reifen hat man einfach mehr Grips. Wir sprachen darüber, dass ich irgendwann den Wurlitzer-Preis bekommen und dann meine Autobiologie schreiben würde, als die Inventurwetterlage plötzlich Nebel aufkommen ließ. Nicht einmal meine Haluzinogen-Scheinwerfer konnten ihn durchdringen. „Dieser Klimahandel“, schimpfte ich, „nur, weil sich keiner an das Toyota-Protokoll hält!“

„Dabei könnte man das Problem so einfach lösen, indem man Urinanreicherung nicht ständig vertäfeln würde.“ Doch mit diesem Satz hatte ich wohl gegen die Krokette verstoßen, schließlich war sie entschiedene Atemkraftgegnerin. Und durch die Bluse sagte sie mir, dass sie mit mir nicht chloroform gehen würde. In diesem Moment war mir klar, dass meine Akazien bei ihr nicht mehr wahnsinnig gut stehen.

Am Abend lag ich dementsprechend allein auf der Coach. Ich versuchte mich bei einigen Bach-Senaten zu entschlammen, doch ich wusste, dass ich bei ihr nur mehr unter ferner oliven rangierte. Wir würden wohl nie mehr gemeinsam Souflaki tanzen. Ich merkte, dass ich in eine defensive Stimmung verfiel. Wieder eine Beziehung beendet, das war echt nicht olé. Aber Tel Aviv, so ist das Leben.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.07.2009)

Wasabi ist keine Nuss

Unlängst musste ich am Naschmarkt einem Gespräch lauschen, in dem doch tatsächlich jemand fragte, wo diese Wasabinüsse wachsen. Nun, vermutlich in der selben Gegend, in der skrupellose Züchter hilflos miauenden Katzen ihre Zungen herausreißen, um sie zu Süßwaren zu verarbeiten. Dort, wo übrigens auch regelmäßig der arme Kokos gemolken wird. Man stelle sich das einmal bildhaft vor: Die Bäuerin auf dem Schemel, das Euter des haarigen Gesellen fest im Griff. Ein trauriger Anblick.

Aber zurück zum Ausgangspunkt: Bei Wasabia japonica handelt es sich schlicht um eine Pflanze, deren Wurzel zu Pulver oder Paste verarbeitet und in der japanischen Küche zum Würzen eingesetzt wird. Für Sushi, zum Beispiel. Oder eben für Erdnüsse, denen auf diese Weise ein Geschmack jenseits von schnödem Salz verliehen wird.

Besonders vertrackt ist die Wasabinuss übrigens dann, wenn sie über den Ärmelkanal schwimmt – dann wird sie nämlich zur Erbse. Im Englischen verwendet man dafür den Begriff Wasabi Pea, weil das kleine, grüne Etwas anscheinend einer Erbse so ähnlich sieht. Eine ähnliche Transformation hat auch der Alaska-Seelachs hinter sich, wenn er als Fischstäbchen auf den Teller gelangt. Bevor er von einem findigen Manager der Lebensmittelindustrie umgetauft wurde, war er nämlich noch ein Speisefisch aus der Familie der Dorsche. Sein Name: Pazifischer Pollack. Ein Etikettenschwindel sondergleichen. Ähnlich erbost war ich, als ich erfahren musste, dass meine Eltern gelogen hatten – und sie die gebackenen Mäuse gar nicht im Vorratsraum gefangen hatten. Aber nach so viel Tadel auch noch ein wenig Lob: Der falsche Hase gibt wenigstens zu, dass er in Wirklichkeit nur ein faschierter Braten ist.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 08.06.2009)

Eine Konifere auf seinem Gebiet

Bevor mir die Emulsionen hochgingen, beschloss ich, mich an den Kiemen zu reißen.

Gelegentlich ist das Schreiben einer Kommune eine regelrechte Syphilisarbeit. Umso schöner ist es, einer Konifere auf diesem Gebiet zu begegnen. Und da gibt es schon einige, die mir ziemlich imprägnieren. Erst unlängst saß ich mit einer solchen bei einem Kartoffelcretin zusammen und wir plauderten ein wenig über das sinkende Nivea mancher Texte. Als mein Gesprächspartner allerdings begann, auch über mich zu lästern, fühlte ich mich ein wenig auf den Schlitz getreten. Aber ich beschloss, ruhig zu bleiben, schließlich lasse ich mich von unbedarften Aussagen sicherlich nicht produzieren. Er ließ aber nicht locker und stichelte weiter. Irgendwann reichte es mir, denn so manche Meldung meines Gegenübers war ein glatter Schlag unter die Gürteltiere. „Das verbiete ich mir“, sagte ich, „denn das ist doch keine konjunktive Kritik mehr“.

Dabei versuchte ich, so autistisch wie möglich zu agieren, immerhin wollte ich jegliche Imitation vermeiden – er sollte ja nichts in den falschen Hans bekommen. Doch währte die Diskursion nicht lange, denn mein Gesprächspartner stammelte pergament nur noch inhaltslose Phasen. Langsam bemerkte ich, wie meine Emulsionen hochgingen. Und bevor ich mich wie Hektar vor Troja zu einer Attrappe hinreißen lassen und das Duett in einem Fiaker enden würde, beschloss ich, mich an den Kiemen zu reißen und lieber von Tannen zu ziehen. Immerhin bestand die Gefahr, dass mein Resümee darunter leider könnte.

Ich muss gestehen, dieser unliebsame Verlauf des Gesprächs war eine Zensur in meinem Leben. Vielleicht habe ich ja ein bisschen übererigiert. Mittlerweile vertagen wir uns aber eh wieder. Sollte ich auf diesen Vorfall angesprochen werden, werde ich dennoch mit Sicherheit antworten: „Kein Kommissar!“

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 29.05.2009)

Die Warnschildkröte und der Imperativ

Sprache ist ein unglaublich schönes Spielzeug. Keine Anschaffungskosten, hoher Unterhaltungswert und nach dem Spielen muss man auch nicht alles wieder aufräumen. Man kann allein mit ihr spielen, sich aber auch gemeinsam dem Vergnügen hingeben. Und noch dazu gibt es unzählige verschiedene Spielarten. Sehr beliebt ist etwa das Spielen mit einer Bedeutungsverschiebung, wenn in Tiernamen ein Imperativ verborgen ist. „Glüh, Würmchen!“ oder „Sing, Vogel!“ sind klassische Beispiele dafür. Mit ein bisschen Fantasie entdecken Sie auch im Rollmops einen Befehl an den kleinen, doggenartigen Hund, sich am Boden zu wälzen. Aber ob ein Hirsch tatsächlich der Aufforderung nachkommt, durch hohen Innendruck zu explodieren (Auf Platzhirsch sind Sie jetzt schon von selbst gekommen, oder?), ist zu bezweifeln.

Ein herrliches Spiel bietet auch die Beschäftigung mit zusammengesetzten Substantiven. Vor allem dann, wenn zwei Komposita zu einem Nonsenswort verbunden werden. Da begegnet uns dann der Kurvendiskussionsleiter, wird ein Blick auf eine Grenzbalkengrafik geworfen oder die Strohfeuerwehr alarmiert. Irgendwo zwischen Zoologie und Straßenverkehrsordnung treffen wir auf die Warnschildkröte oder das Zebrastreifenhörnchen. Und sollte die katholische Kirche auf die Idee kommen, einen Action-streifen zu drehen, würde der Protagonist wohl mit einem Heiligenscheinwerfer durch das Bild laufen. Versuchen Sie es einfach mal. Man glaubt gar nicht, wie schnell sich Erfolgserlebnisse einstellen.

Zu guter Letzt noch ein Spiel, das auf mangelnden Englischkenntnissen basiert. Lesen Sie englische Wörter einfach so, wie sie auf Deutsch klingen würden. Damit verabschiede ich mich. File busy.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 20.04.2009)

Rettet das Deppen-A

Wenn Sprachpfleger in die Schlacht ziehen, geht es meist darum, alltäglich verbreitete Sprachphänomene mit Häme zu überziehen und deren Verursacher an den Pranger zu stellen. Nehmen wir etwa die Apostrophitis, landläufig auch als „Deppenapostroph“ bekannt. Sie wissen schon, da lesen wir von der „Spezialität des Hause’s“ oder stehen fassungslos vor „Trikot’s“, während uns der Kellner ein paar „Drink’s“ mixt. Weit verbreitet ist auch die Anwendung von Leerzeichen in Komposita – weniger euphemistisch auch „Deppenleerzeichen“ genannt. Davon sprechen wir dann, wenn aus dem „Diplomingenieur“ (passt) oder dem „Diplom-Ingenieur“ (passt auch) plötzlich ein „Diplom Ingenieur“ (oje) wird.

Doch diesmal wollen wir den Spieß umdrehen und uns einem liebenswürdigen Phänomen widmen, das Sprachpfleger wohl als „Deppen-A“ bezeichnen würden. Gerade der Wiener neigt ja dazu, in so manches gesprochene Wort zwischen zwei aufeinanderfolgenden Konsonanten ein A einzubauen, wo es eigentlich gar nichts zu suchen hat. Ein Umstand, der zu so mancher charmanter Bedeutungsverschiebung führen kann. Beispiel gefällig? „Chanel“ lässt sich etwa sowohl als französischer Duft verstehen, aber auch als Gegenteil von langsam (Sch-a-nell, klar?). Oder nehmen wir das deutsche Universallexikon, den „Brockhaus“ – und wir haben plötzlich statt einer massiven Wand an Buchrücken ein massiv gebautes – und hoffentlich denkmalgeschütztes – „Barockhaus“ vor den Augen. Sie merken schon, ob bewusst oder unbewusst, das lustvolle Spiel mit dem „Deppen-A“ regt zu so manchem Schabernack (nein, da ist jetzt kein A zu viel) an. Die Einwohner der Döblinger Karottenbachstraße wissen vermutlich ein Lied davon zu singen.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 30.03.2009)