In meinem Inneren bin ich außer mir
19. Januar 2006 Hinterlasse einen Kommentar
Vergangenen Samstag war ich Zeuge des legendären Babyshambles-Konzerts in Graz – das gar nicht stattfand. Nur weil der Sänger und Frontgockel Pete Doherty lieber wegen eines Drogendelikts auf der Polizeiwache saß, als ein bisschen Musik zu machen. Auf diese Weise dem Hahn einen Korb zu geben, ist wirklich nicht die feine englische Art. Sie können sich vorstellen, dass ich ob solcher Arroganz in meinem Inneren komplett außer mir war. Aber wer A sagt, muss auch die bittere Pille schlucken. Und noch länger auf Herrn Dohertys Drogenproblemen herum zu reiten, wäre auf demselben Niveau, wie einen Alkoholiker durch den Kakao zu ziehen. Aber damit genug, jetzt ist der Gipfel voll.
Widmen wir uns lieber den Veranstaltungen des heutigen Tages. Blöde Briefe An G’scheite Leut gibt es ab 19 Uhr im Theatro Kosilo (8, Neudeggerg. 14) zu hören. Im kleinsten Theater Wiens sind allerdings nur 21 Plätze verfügbar, Reservierungen unter theatro@kosilo.at daher sinnvoll. Und ab 20 Uhr spielen im Planet Music (20, Adalbert-Stifter Str. 73) Helloween. Dummerweise hatten die Erfinder des melodischen Speed Metal ihre beste Zeit Ende der Achtziger und die sind ja bekanntlich schon eine Weile vorbei. Doch der Zahn der Zeit, der schon so manche Träne getrocknet hat, wird auch über diese Wunde Gras wachsen lassen. Und am Ende dieses ereignisreichen Tages schlagen wir dann noch im Lexikon nach, was eine Katachrese ist. Aber das bringt den heißen Stein dann auch nicht mehr zum Überlaufen.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 19.01.2006)