Bitte nicht an den Fingern schlecken
6. Februar 2006 Hinterlasse einen Kommentar
Ekel ist oft irrational. Während kein Mensch etwas daran findet, seinen laufend produzierten Speichel zu schlucken, käme wohl niemand auf die Idee, die selbe Substanz in ein Glas zu spucken und daraus zu trinken. Genauso denken nur wenige daran, freiwillig an Zeitungspapier zu lutschen. An Papier, das schon durch einige Hände gewandert und vielleicht schon am Boden gelegen ist. Und sie tun es trotzdem, ohne im Entferntesten daran etwas eklig zu finden. Sie glauben mir nicht? Nun, dann beobachten Sie einmal die Menschen, die beim U-Bahn-Fahren in die Lektüre eines kostenlos aufliegenden Blatts vertieft sind. Selbst bei sichtbar ramponierten Ausgaben wird vor dem Umblättern brav der Zeigefinger an der Zunge befeuchtet. Und, noch Fragen?
Da halte ich mich lieber an bekömmlichere Gerichte, etwa beim Welttag der Nudelsuppe im Kabarett Simpl (1, Wollzeile 36; 20 Uhr). Oder an kubanischen Rum, der beim Konzert von Yoris y los Compay im Floridita (1, Johannesg. 3; 22 Uhr) für Stimmung sorgt. Für Kinder bietet sich die Führung „Der Forscher mit der Krone“ (13, Schloss Schönbrunn; 11, 14 und 15.30 Uhr, Info: [*] 811 13-239) an. Denn im Anschluss können dort Nougatpralinen kreiert werden. Die Finger abschlecken dürfen sich übrigens all jene, die schon ihre Karten für das verehrungswürdige Konzert von Depeche Mode (16. Februar, Wiener Stadthalle) ergattert haben. Wie man hört, gibt’s aber noch Restkarten. Soviel zu den Tipps. Und bevor Sie jetzt weiterblättern, achten Sie mal ganz genau auf Ihre Finger . . .
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 06.02.2006)