Zum Teufel mit der Eitelkeit
13. Februar 2006 Hinterlasse einen Kommentar
Eitelkeit ist bekanntlich der Wunsch, bei dem, was man tut, gesehen zu werden. Nun, theoretisch zumindest. Denn manche Situation läuft dem Bestreben, sich selbst strahlend in Szene zu setzen, eher diametral entgegen. Man denke an den Versuch, ein Dugi-Kebab vom Pasha (1, Johannesgasse 3) am Weg durch die Innenstadt würdevoll zu Ende zu verspeisen. Spätestens vor der Albertina hat sich der mehr oder wenig kunstvoll gerollte Teig aufgelöst und das „Kebab mit alles und scharf“ im günstigen Fall am Boden, im ungünstigeren auf der Hose ausgebreitet. Hoffentlich hat’s niemand gesehen. Wenig Publikum wünschen sich auch Ungarn-Urlauber, die es ins Hallenbad von Szombathely, das mit diskretem Ostblock-Charme bezaubert, verschlägt. Dank Badehaubenpflicht haben hier einige Modelle aus der „Schon in den 80ern furchtbar“-Kollektion ein stilles Überleben als Leihbadekappen gefunden. Das Lächeln, das der Reisegruppe mit Tigerstreifen auf Neongrund von den Einheimischen entgegengebracht wird, wirkt dann hoffentlich nur etwas mitleidig.
Sehen lassen darf man sich als Mann hingegen mittlerweile auf einem Konzert von Sasha (Orpheum, 20 Uhr). Bis vor einigen Jahren undenkbar, muss man sich heute auch längst nicht mehr rechtfertigen, sich davor vor dem Spiegel ein wenig in Form zu bringen, um so wie der Schmusebarde als selbstverliebter Gockel die Blicke des weiblichen Publikums auf sich zu ziehen. Sich selbst zu lieben kann immerhin der Beginn einer lebenslangen Romanze sein . . .
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.02.2006)