Wo sind all die Schwäne hin?

Schwäne sind in jüngster Zeit ja ziemlich in Mode gekommen. Kaum eine Nachrichtensendung, kaum ein Zeitungscover, wo nicht eines der Tierchen in voller Pracht zu sehen ist. Und nachdem wir ja immer mit der Zeit gehen wollen, machen wir uns heute auf die Suche nach den schönsten Veranstaltungen rund um den eleganten Vogel. Gut, was fällt uns spontan dazu ein? Richtig, in Richard Wagners Lohengrin gleitet der Titelheld auf einem Schwan auf die Bühne. Nur, dummerweise ist der erst wieder in zwei Wochen in der Staatsoper zu sehen. Heute auf dem Programm: Tosca. Kein Schwan.

Auch die Volksoper bietet uns kulturellen Ornithologen wenig Grund zur Freude. Zwar trällert Papageno in der Zauberflöte: „Der Vogelfänger bin ich, ja“, doch stets lustig, heißa, hoppsassa macht uns das auch nicht, trägt er in seinem Käfig doch nur kleineres Federvieh mit sich. Vielleicht hilft ein Blick auf den Rathausplatz. So manche Verrenkung der Sportler beim Wiener Eistraum könnte ja an den sterbenden Schwan erinnern. Aber auch hier gähnende Leere. Wo sind nur all die Vögel hin? Mir schwant Übles . . . (Zugegeben, das war jetzt etwas platt, sorry!)

Wie auch immer, so wie es aussieht, sind heute Veranstaltungen mit Schwan spärlich gesät. Soll so sein, gehen wir halt in den Piaristenkeller (8, Piaristengasse 45) auf einen gebratenen Kapaun mit Morcheln, wie ihn Mozart seinerzeit schon geschätzt hat. Und während der Kellner abserviert, fragen wir uns noch kurz: Kann man Schwäne eigentlich essen?

(„Die Presse“, Print-Ausgabe,20.02.2006)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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