So nicht, Bussibär!
7. April 2006 Hinterlasse einen Kommentar
Früher half die Androhung der strafenden Hand Gottes, um Menschen zu sozial verträglichem Verhalten zu ermuntern. Mit zunehmender Säkularisierung ging dieser lenkende Effekt verloren. Und auch Drohungen wie „Wenn du nicht aufisst, wird das Wetter schlecht“ sorgen bei rational denkenden Menschen maximal noch für Erheiterung. Und dennoch lässt sich auch heutzutage mit einer pädagogischen Maßnahme ein bestimmtes Verhalten herbeiführen: mit öffentlicher Bloßstellung.
Beispiele? Ein Schild über der Toilettentür eines Restaurants, das aufblinkt, wenn ein Mann die Örtlichkeit verlässt, ohne sich die Hände zu waschen. So nicht, Bussibär! Und alle haben es gesehen. So einfach funktioniert Pädagogik. Ähnlich effektiv können Besucher zweifelhafter Etablissements zur Räson gebracht werden, indem bei Verlassen des Gebäudes grelles Scheinwerferlicht auf sie gerichtet wird. Wo solche Sündentempel zu finden sind, erfährt man übrigens bei der Führung Fress-, Sauf- und Luderhäuser (Kärntner Straße/Mahlerstraße; 18.30 Uhr).
Dumm ist allerdings, wenn für einen Missstand kein Verantwortlicher ausgemacht werden kann. Wen sollte man etwa dafür an den Pranger stellen, dass an einem Abend gleich drei gute Konzerte angesetzt sind: Die Ska-Truppe von Russkaja spielt im Ost (4, Schwindg. 1), Rough and Rugged stellen im Porgy & Bess (1, Riemerg. 11) ihre CD vor und die Minimalblues-Truppe Fenzl Experience kommt ins Blue Tomato (15, Wurmserg. 21). Nun, auch die Pädagogik hat ihre Grenzen.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 07.04.2006)