Muttersprachliche Interferenzen
25. Januar 2007 Hinterlasse einen Kommentar
Sprache kann manchmal auch ein bisschen weh tun. Dann etwa, wenn Sprachstrukturen der Muttersprache auf Fremdsprachen übertragen werden. Sie kennen das sicher, wenn etwa das englische „th“ durch das im Deutschen ein bisschen ähnlich klingende „s“ ersetzt und das „thing“ plötzlich zum „sing“ wird. Besonders komisch wird es dann, wenn bei Neo-Anglizismen die Auslautverhärtung angewandt wird – die gibt es im Englischen nämlich nicht. (Zur Erklärung: Weiche Konsonanten am Ende eines Wortes werden hart ausgesprochen, also Rad klingt zum Beispiel gleich wie Rat.) Resultat ist, dass dann etwa beim „perfekten Dinner“ auf Vox (jeden Montag um 19 Uhr) der Begriff Fingerfood mitunter plötzlich eine schlüpfrige Komponente in sich trägt.
Zur Verbesserung Ihrer Englischkenntnisse trägt diese Sendung also vermutlich eher nicht bei. Da bietet sich eher ein Besuch im International Theatre Vienna (9, Porzellang. 8; 19.30 Uhr) an, wo „An Inspector calls“ zu sehen ist. Aber was nützt die beste Aussprache, wenn man schlicht und einfach kein Wort versteht? Zu sehen etwa derzeit im Kinofilm Babel (www.babel-derfilm.de), in dem fehlende Sprachkenntnisse zum regelrechten Drama werden, aber auch im Web unter www.hiclip.de/view?video.php?viewkey=ec0a378394 003c96da59, wo Komiker Tom Greene einen spanischen Matrosen interviewt, der jede Frage brav grinsend mit „Yes“ quittiert. Nun, das hat sogar Hermann Leopoldi schon gewusst: Da wär’s halt gut, wenn man Englisch könnt‘.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 25.01.2007)