Lasst doch das Salz am Stangerl
15. Februar 2007 Hinterlasse einen Kommentar
Es ist ein Kampf der Ideologien. Lebhafte Diskussionen wurden darüber geführt, sogar Beziehungen gingen deswegen in die Brüche: Soll man nun die Gurkenscheibe aus dem Cheeseburger rausnehmen oder das Laberl so essen, wie es im Fast Food-Fresstempel kredenzt wird. Nun, im Grunde gar keine Frage, natürlich muss das Gurkerl mitgegessen werden. Genauso wenig Verständnis sollte man jenen unsäglichen Zeitgenossen angedeihen lassen, die das Salzstangerl böswillig seiner Identität berauben, indem sie vor dem Essen das Salz herunterbröseln. Wenn ihr kein Salz wollt, kauft euch doch gleich eine Semmel! Noch viel unerträglicher ist es, wenn derartige Blödheiten auch noch von professioneller Seite kommen: In nicht nur einem Restaurant fand sich schon folgende Kombination auf der Speisekarte: „Chili con Carne – ohne Fleisch“. Ja, natürlich.
Das wäre ja fast schon so wie Heavy ohne Metal, um einen Vergleich zur musikalischen Welt zu ziehen. So, als würde die Schwermetall-Fraktion von Hammerfall im Planet Music (20, Adalbert Stifter Str. 73; 20 Uhr) nur eine Unplugged-Show spielen. Das wäre in etwa so spannend, als wären beim Rosenball im Palais Auersperg (8, Auerspergstr. 1; 22 Uhr) nur Heteros zugelassen. Na, egal, ohnehin längst ausverkauft. Noch ein Vergleich? Nun, das wäre so, als wäre Baumeister Richard Lugner nicht mehr als Gast beim Opernball (1, Opernring 2; 21 Uhr) dabei. Obwohl . . . Vielleicht sollte ich ja doch auch einmal Cheeseburger ohne Gurkerl versuchen.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 15.02.2007)