Wo ein Mann noch ein Mann ist

Manche Dinge können auch echte Männer mittlerweile ohne Probleme zugeben. Dass man etwa die erste Staffel von „Greys Anatomy“ auf DVD gekauft hat und ganze Abende auf der Couch verbringt, um dem Sozialleben von Meredith, McDreamy & Co beizuwohnen. Ganz genau, noch vor wenigen Jahren galt in bierseligen Männerrunden als Paria, wer einer Krankenhausserie beiwohnte. Mittlerweile ist es längst salonfähig – und in diesem Fall sogar äußerst unterhaltsam, so ganz nebenbei erwähnt.

Dennoch, ab und zu braucht der Mann ein Spielfeld, auf dem er so richtig Mann sein darf. Ohne Schokolade und heißen Kakao vor dem Fernseher, ohne Tränen, wenn den jungen Ärzten gerade wieder ein Patient weg gestorben ist. Nein, ein Feld, wo die männlichen Urinstinkte ausgelebt werden dürfen. Und nach Jahren des Wartens ist es nun endlich wieder so weit: Manowar haben ein neues Album herausgebracht. Auf „Gods of War“ liefern die Urväter des „True Metal“ den Soundtrack der zu Musik gewordenen Männlichkeit. Songtitel wie „Blood Brothers“ oder „Hymn of the Immortal Warriors“ sprechen Bände.

Voller Begeisterung über das neue Werk ruft man dann den alten Freund an, einst treuer Begleiter auf jedem Konzert, ob er nicht vorbeikommen will, um dem Opus zu huldigen. Um mit Tiefkühlpizza, Bier und Zigaretten ein bisschen infantile Heavy Metal-Nostalgie zu zelebrieren – Glory Majesty Unity, Sie wissen schon. Antwort: „Tut mir leid, ich muss noch bügeln.“ Ironing, so so. Na ja, auch eine Art von Heavy Metal.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 26.02.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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