Wo Männer noch Frauen sein dürfen

Vor einigen Tagen durften hier die Urväter des Heavy Metal Manowar stolz ihre pralle Männlichkeit spielen lassen. Nun gebietet die journalistische Ausgewogenheit, auch die andere Seite zu Wort kommen zu lassen. Die ist nämlich erstens um keinen Deut schlechter und zweitens auch noch im Trend: In jüngster Zeit schießen bunte, lebensbejahende und unglaublich melodische Bands nur so aus dem Boden, die noch etwas eint – sie sind schwul.

Nun ist sexuelle Ausrichtung ja absolut kein Kriterium, um über die Qualität künstlerischer Darbietungen urteilen zu können. Doch gerade die positive Energie aus dieser Richtung sollte einmal lobend vermerkt werden. Immerhin haben die Scissor Sisters mit „I don’t feel like dancing“ eine Hymne geschaffen, zu der auch Heteros auf der Tanzfläche kess mit dem Hintern wackeln. Nicht umsonst treten die Glamrocker The Ark mit der Gute-Laune-Attacke „The worrying kind“ für Schweden beim Song Contest an. Gute Laune versprüht auch Austrofred heute und morgen im Chelsea (21.30) – zumindest sein Vorbild Freddie Mercury war eine schwule Gallionsfigur.

Noch nicht ganz einig ist man sich beim Newcomer des Jahres – Mika. In Schwulenmagazinen wird noch spekuliert, ob der britische Sänger nun straight oder gay ist. Musikalisch passen sein Debutalbum und vor allem die Single „Grace Kelly“ aber perfekt ins Bild: Großartige Melodien und bunter Pop voller Zitate, freudenspendend wie Sonnenlicht. Hören Sie sich das an – ob Sie nun schwul sind oder nicht.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 13.03.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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