Ist das nicht zu viel des Knuten?

Um zum Medienhype zu werden, muss man gar nicht allzu viel leisten. Es genügt schon, tollpatschig durch die Gegend zu stolpern und dabei nett auszusehen. Nun darf man gegen den Berliner Zoobären „Knut“ (Wer gab ihm eigentlich diesen seltsamen Namen?) ja nicht ernsthaft etwas Böses sagen, er kann ja nichts dafür. Aber die Auswüchse, die der Kult um das Eisbärenbaby mittlerweile treibt, sind schon wirklich zu viel des Knuten. Schon „Knut, der kleine Eisbär“ von Kitty lässt Erinnerungen an den längst verdrängten „Schni-Schna-Schnappi“-Krokodil-Wahnsinn aufkommen. Doch damit nicht genug, kommt doch diese Woche eine weitere CD mit gleich zwei Nummern (Hörprobe: http://www.knut-kuschelbaer.de) auf den Markt. Und auch Frank Zander hat bereits die Single „Hier kommt Knut“ (genau, Resteverwertung von „Hier kommt Kurt“) für nächste Woche angekündigt. Wir kapitulieren vor der Infantilität.

Auch abseits von Radio und Klingeltönen setzt sich der Bären-Overkill fort. Mit Schaudern denke man an den Samstag, als Christoph-Maria Herbst bei „Wetten, dass . . . ?“ seine Wettschuld im Eisbärenkostüm abdienen musste. Im Internet gibt es sogar schon eine dem Videoportal „YouTube“ nachempfundene Fanseite – http://www.youknut.de. Markenexperten sehen in ihm bereits eine millionenschwere Merchandising-Figur, der wir wohl eine Zeit lang nicht mehr entkommen werden. Erinnert sich eigentlich noch jemand an den NDW-Hit von Grauzone? Text: „Ich möchte ein Eisbär sein.“ Ob das Knut auch so sieht?

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 03.04.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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