Wir sind die Echten

Manche Redewendung hält sich hartnäckig, obwohl sie aus der sprachlichen Logik heraus absolut überflüssig ist. Allzu oft leitet ein Gesprächspartner einen Satz ein mit den Worten „Ich muss dir ganz ehrlich sagen . . .“ – bedeutet das im Umkehrschluss, dass alles ohne diese Phrase Gesagte gelogen ist? Und auch bei Einleitungen wie „Ich muss schon sagen . . .“ muss man sich fast schon verkneifen, dem Gegenüber ein lapidares „Nein, behalte es für dich“ entgegenzuschleudern. Vom abschließenden „. . . ist zumindest meine Meinung“, das dem Gesagten jegliche Relevanz nimmt, gar nicht zu reden.

Entbehrlich, vor allem in Wahlkampfzeiten, ist auch die gerne verwendete Phrase „Wir sind die Guten“. So wie übrigens auch die Aussage, die man aus FPÖ/BZÖ-Zeiten kennt und die nun im ÖH-Wahlkampf bei den beiden Gruppen gepredigt wird, die sich gegenseitig aus dem Kommunistischen Studentenverband (KSV) herausgesplittert haben: „Wir sind die Echten“. Apropos, in der Kulisse (17, Rosensteing. 39) spielt heute die A-Capella-Band „Die Echten“ . . .

Aber noch einmal zurück zu den beiden KSV-Gruppen an der Uni. Falls Ihnen langweilig ist, besuchen Sie doch einmal deren Seiten im Web (www.comunista.at bzw. www.votacomunista.at) und versuchen herauszufinden, wer denn nun eigentlich wer ist. Ist gar nicht so unamüsant. Vielleicht fühlt sich ja mancher dabei an Monty Pythons „Das Leben des Brian“ erinnert – „Judäische Volksfront“ vs. „Volksfront von Judäa“. Und fast genauso lustig. Obwohl, naja . . .

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 07.05.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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