Die Kunst des Zähneputzens

In nahezu allen Lebensbereichen werden Menschen bestimmten Typen zugeordnet. Nehmen wir etwa das Temperament, bei dem zwischen Choleriker, Sanguiniker, Melancholiker und Phlegmatiker unterschieden wird. Andere Bereiche entziehen sich einer Kategorisierung recht konsequent. Richtig, wir sprechen vom Zähneputzen. Oder haben Sie schon von unterschiedlichen Zähneputztypen gehört? Schade eigentlich, denn bei dieser (hoffentlich) täglichen Beschäftigung mit dem Körper lässt sich auch einiges über Menschen erfahren. Nehmen wir den virtuosen Putzer – er geht beim Zähneputzen spazieren, erledigt Hausarbeit, füttert die Katzen und plaudert mit dem Gegenüber. Ganz anders der unbeholfene Zähneputzer, der sich mit weit nach vorne gebeugtem Oberkörper an die Waschmuschel presst, während Stalaktiten mit Mentholgeschmack aus den Mundwinkeln tropfen. Allein an diesen beiden Typen lässt sich ablesen, ob eine Person multitask-fähig ist.

Sondertypen wie den verspielten, den pedantischen oder auch den singenden Putzer lassen wir einmal beiseite. Und auch die tierische Kunst des Zähneputzens (www.myvideo.de/watch/89) nehmen wir jetzt nicht ganz so wichtig. Wenden wir uns lieber der Frage zu, ob man beim Blick in den geöffneten Mund auf den Typus des Zähneputzens schließen kann, ob etwa Johan Botha (als Otello in der Staatsoper, 19 Uhr) Zahnseide verwendet – Operngucker nicht vergessen! Denn eines ist klar: Das Wichtigste ist, dass alle gesunde Zähne haben.

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.06.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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