Also, wenn die ka Leitkultur hab’n . . .

Fragt man Auslandsösterreicher, was ihnen in der neuen Heimat am meisten abgeht, setzt umgehend das Lamento ein, dass es kein richtiges Brot gibt. Da ist etwas dran. Zwar findet man etwa im Kiosk am Hauptplatz von Gjumri (nordwestliches Armenien) Manner Schnitten oder kann sich in Kiew Mozartkugeln besorgen, doch die Suche nach österreichischem Schwarzbrot muss außerhalb des Landes zumeist erfolglos bleiben. So weit, so traurig.

Doch es gibt noch viel Schlimmeres. Oder wurde Ihnen schon einmal auf Auslandsreisen ein Almdudler angeboten? Der ist nämlich so gut wie nirgendwo außerhalb des österreichisch-bayerischen Raums zu bekommen. Und dabei ist gerade dieses Getränk so urösterreichisch – fast muss man sich wundern, dass Heinz-Christian Strache es noch nicht in den Katalog der Leitkultur aufgenommen hat. Wie auch immer, zum 50. Geburtstag bitten die Macher der Kräuterlimonade zum Trachtenpärchenball heute Abend (20 Uhr) ins Wiener Rathaus. Einlass gibt es zwar nur in Tracht, doch keine Angst, musikalisch bewegt man sich mit Stargast Nina Hagen zeitweise auch abseits von fröhlichem Schunkeln.

Wer Lederhose, Dirndl & Co weniger spannend findet, kann sich ja anderen Vergnügungen hingeben, etwa Bollywood Tanzen im Stiege Kultur Club (2, Volkertpl. 7, Eintritt frei). Und wenn Sie dort lange genug schweißtreibend zwischen bunten Saris herumgewuselt sind, gehen Sie in sich: Hätten Sie jetzt lieber eine Kräuterlimonade oder ein Stück Schwarzbrot?

(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 27.09.2007)

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Über Erich Kocina
Erich Kocina, Redakteur der Tageszeitung "Die Presse"

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