Das Kreuz mit dem Doppelnamen
28. Januar 2008 Hinterlasse einen Kommentar
Namen sind als Objekte von Ärger oder Belustigung an sich tabu. Groß ist die Aufregung, wenn etwa ein Kolumnist auf Kosten eines Fußballers namens Schweinsteiger Schabernack treibt. Zu Recht, schließlich kann man sich seinen Namen nicht aussuchen. Und über die Persönlichkeit sagt er auch nicht wirklich etwas aus. Aus handwerklicher Sicht hat der Journalist allerdings durchaus seine Schwierigkeiten mit Namen. Vor allem in Kurzmeldungen schmerzt es enorm, den spärlich vorhandenen Platz mit Namen noch spärlicher zu machen. Da spürt der Schreiber jeden Doppelnamen doppelt schwer – das Worst-Case-Szenario des doppelten Vor- und Nachnamens kommt zum Glück nur selten vor.
Verschlimmert wird die Misere durch Funktionsbezeichnungen. Vor allem in den Kammern, etwa der Wirtschaftskammer, schleppen Funktionäre oft derartige Wortungetümer wie „stellvertretender Vorsitzender des Landesgremiums Wien für den Einzelhandel mit Leder-, Galanterie- und Bijouteriewaren sowie kunstgewerblichen Artikeln“ mit sich herum – ja, das gibt es wirklich. Angesichts derartiger Funktionen neigt der Schreiber dazu, nach einer kurzen Funktionsbezeichnung zu ringen, was im genannten Fall vermutlich auf „Lederhandelsobmann“ – oder so – hinauslaufen würde.
Fast schon vernachlässigbar sind da akademische Titel, die in der „Presse“ üblicherweise aber ohnehin unter den Tisch fallen. Ein schnelles „Mag.“, „Dr.“ oder „Prof.“ brächte die Kurzmeldung schon nicht zum Überlaufen. Auch das gern verwendete Mittelinitial (wie fänden sie Erich K. J. Kocina, zum Beispiel?) macht das Kraut nicht wirklich fett. Und das war auch schon alles, was zum Thema zu sagen wäre. Übrigens, meine zweiter Vorname ist Karl, der dritte Josef.
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 28.01.2008)